20 Jahre AVL! Im ersten Blog haben wir die Gründung des AVL kurz beleuchtet und im zweiten Blog einige archäologische Highlights der Region vorgestellt. Der dritte Beitrag geht der Frage nach, warum Vermittlung in der Wissenschaft so wichtig ist.

Archäologie ist eine Wissenschaft. Eine Archäologin oder ein Archäologe hat das Fach Archäologie an einer Universität gelernt. Landläufig gilt die Vorstellung, dass es sich um Leute handelt, die in der Erde graben und alte Gegenstände herausholen: Knochen, Steine, Glasscherben, Objekte aus Metall oder Ton. Sie suchen nach Orten, an denen früher Menschen lebten. Sie müssen gut messen und rechnen können. Sie reden mit ihren Fachkolleginnen und -kollegen und versuchen zu erklären, was sie gefunden haben. Soweit die Ausführungen, wie sie auf der Webseite des Kinderlexikon zu finden sind.

Versuchen zu erklären

Unter dem Versuch zu erklären, kann man verschiedenes verstehen. Wird dieses Wissen ausschliesslich in Fachkreisen, Fachveranstaltungen und Fachpublikationen verhandelt, diskutiert und weitergegeben, bleibt eine breitere Öffentlichkeit ausgeschlossen. Es braucht die hochstehende Fachdiskussion, ohne Zweifel, doch bleibt es bei dieser droht Gefahr, Wissenschaft nur noch im Elfenbeinturm zu betreiben.

Es gilt, dass durchaus vorhandene Interesse an Kulturgeschichte, an der archäologischen Forschung und ihren Befunden durch geeignete Formate abzuholen. Oder wie es der Zweckartikel  des AVL treffend umschreibt: «Der Verein bezweckt, das Wissen über die Kulturgeschichte des Kantons Luzern einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und das Interesse an der archäologischen Forschung zu fördern».

Die Formate des AVL – um zu erklären, was die Kantonsarchäologie tut, wie die Mitarbeitenden zu den archäologischen Befunden kommen, was sie über die unterschiedlichen Lebensrealitäten in unterschiedlichen Epochen aussagen können – sind bekannt: mit thematischen Vorträgen im Januar und November, mit einer Wanderexkursion im Frühling und einer Sommerexkursion sowie spezifischen Angeboten für Kinder und aktuellen Grabungsbesuchen wird spannend und kompetent vermittelt, was Sache ist.

Die Formate des AVL anhand einiger Beispiele

Vermittlung als Kernaufgabe

Vermittlung – verstanden als Übersetzung von komplexen Sachverhalten in ein für ein interessiertes Laienpublikum verständliches Format – ist schliesslich auch beste Werbung für eine öffentliche und mit öffentlichen Geldern finanzierte Tätigkeit, wie die archäologische Forschung, den Schutz, die Erhaltung und die Pflege. Teilhabe an deren Resultaten, Vermutungen, Erkenntnissen schafft Identifikation und letztlich auch Legitimation.[1]

Ein letzter Aspekt: Vermittlung heisst auch, dem interessierten Publikum eine Ahnung der möglichen Erfahrungswelt zu geben, die hinter dem archäologischen Objekt oder Thema steckt. Eine Haltung, die der Direktor des Archäologischen Parks Pompeji in seinem sehr lesenswerten Buch[2] so beschreibt: «(…) Trotzdem gibt es jede Menge Fachbücher, die voll von Tempelgrundrissen sind, aber kein Wort über die Erfahrungswelt dieser Gebäude enthalten. Und überraschenderweise gibt es auch Autorinnen und Autoren solcher Bücher, die die Frage nicht nur nach ihrer eigenen, sondern auch der emotionalen Erfahrung der antiken Besucher eines Tempels nie stellen würden. So, als hätte das pure Zusammenstellen und Vergleichen von Grundrissen einen Zweck an sich, der von irgendeiner übergeordneten Buchhalterinstanz positiv vermerkt würde. Aber dass ein Tempel 6 x 13 Säulen hatte und der andere 6 x 14, ist noch keine Erkenntnis, schon gar keine ‘wissenschaftliche’, das sind nur Zahlen. (…) Interessanter wäre, zu erklären, was sich in den Säulenhallen abspielte, aber das ist vielen schon verdächtig spekulativ.»

Der AVL wurde vor 20 Jahren gegründet um zu vermitteln. Wir wünschen unserem Verein weitere 20 Jahre beglückende Vermittlungstätigkeit zwischen Wissenschaft und interessiertem Publikum!


[1] Ein hervorragendes Beispiel aktiver Öffentlichkeitsarbeit hat die Kantonsarchäologie Luzern zudem mit der Reihe «Archäologie erleben» respektive «Kulturabenteuer Luzern» und «Kulturabenteuer Seetal» entwickelt.

[2] Gabriel Zuchtriegel: Vom Zauber des Untergangs. Was Pompeji über uns erzählt. Propyläen Ullstein Buchverlage. Berlin 2023.