Wanderexkursion: Historisch-archäologischer Streifzug durch Egolzwil

Samstag, 12. April 2025, Bahnhof Wauwil

Auf die freundliche Einladung des Vereins «Kultur im Zentrum» und in Zusammenarbeit mit «EgolzwilErLeben» führt uns der diesjährige Wanderausflug nach Egolzwil, wo wir auf einer geführten Entdeckungstour mehr über die spannende Geschichte und Kulturlandschaft im nördlichen Wauwilermoos erfahren.

Die Wanderexkursion beginnt und endet am Bahnhof Wauwil. Nach einer ersten Wanderung in und um Egolzwil (4 km, ca. 1.5 Stunden) gibt es ein Mittagessen im Zentrum Oberdorf. Abgerundet wird der Ausflug mit nochmals einer kleinen Wanderung (1.5km, ca. 1 Stunde) und mit der Besichtigung der Ausstellung «EgolzwilErLeben».

Details finden Sie in der Einladung.
Anmeldung bis am 28. März 2025 via Mail an info@avlu.ch

Der Ausflug findet nur bei trockener Witterung statt. Über die Durchführung werden sie hier am 11.04.2025 ab 17.00 Uhr informiert. Dennoch bitten wir Sie geeignete Kleidung, gute Schuhe sowie Regen- resp. Sonnenschutz mitzunehmen.

21. Generalversammlung und Vortrag „Ein Blick aufs archäologische Jahr 2024“

Mittwoch, 12. März 2025, 19 Uhr, Luzern, Uni Luzern, Frohburgstrasse 3, Hörsaal 3 (EG) mit anschliessendem öffentlichen Vortrag um 20 Uhr „Ein Blick aufs archäologische Jahr 2024 – Aktuelles aus dem Kanton Luzern„, Dr. Christian Auf der Maur, Kantonsarchäologe Luzern

Wir laden alle Mitglieder herzlich zu unserer Jubiläums-Generalversammlung ein.

Zum nachfolgendem Vortrag des Luzerners Kantonsarchäologen , Dr. Christian Auf der Maur, sind auch weitere Gäste herzlich willkommen: Das vergangene Jahr stand im Zeichen sowohl des Übergangs als auch zweier Jubiläen. Unter neuer Leitung führte die Kantonsarchäologie ihre vielseitige Arbeit weiter, wobei an neuen Dokumentationsmethoden getüftelt wurde. Ausgrabungen wie diejenige der frühmittelalterlichen Siedlung in Schötz gaben wichtige und neue Erkenntnisse preis. Mit Grabungsführungen und der Neuveröffentlichung zum römerzeitlichen Sursee nahm die interessierte Öffentlichkeit daran teil. Und nicht zuletzt fand auch das Feiern der 70 Jahr- und 15 Jahr-Jubiläen der Kantonsarchäologie resp. der Pfahlbausiedlung Wauwil seinen angemessenen Platz.

Pater Emmanuel Scherer – Vater der Archäologie in der Zentralschweiz

Mittwoch 15. Januar 2025, 20.00 Uhr, Öffentlicher Vortrag, Hörsaal 3 (EG), Frohburgstrasse 3, Universität Luzern

Pater Emanuel Scherer O.S.B. (1876–1929) war einer der Archäologie-Pioniere der Zentralschweiz. 2022 wurde seine archäologische Sammlung im Benediktiner-Kollegium Sarnen wiederentdeckt.

Die beiden Referenten Christian Harb von der Kantonsarchäologie Luzern und Martin Berweger von der Pro Historia Brünig werden Ergebnisse der Bearbeitung dieser Sammlung vorstellen. Die bedeutsame Sammlung enthält nicht «nur» verschollene archäologische Funde aus Zentralschweiz, die uns einen Einblick in die Anfangszeiten archäologischer Forschung geben, sondern auch Zeit-Zeugnisse, die das Vorgehen und die Methodik der Arbeit dieser herausragenden Persönlichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufzeigen.

Der Riese von Reiden: Mann, Mythos, Mammut

Wer von der Bahnhofstrasse her die Kappelbrücke betritt und das erste der berühmten barocken, dreieckigen Bildtafeln genau betrachtet, sieht darauf die Zeichnung eines baumschwingenden, lediglich mit Eichenlaub bekleideten Riesen, dem zu seiner Rechten als Grössenvergleich ein Mensch beiseite steht. Als einzige Tafel auf der Kappelbrücke sind den Malereien Texte beigestellt. Diese stammen vom Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat (1545–1614) und erklären das abgebildete in Latein und Deutsch:

«In dem Wiger Thal zu Reiden
Stuhnd ein Eich auf grüner Heide Welche als sie stürzte ein,
Fand Mann Rippen und Gebein Ungeheurer Dick und Länge Dannoch nit in solcher Menge Dass Mann wissen könnt genau Den gewessten Cörper=Bau.
Die gelehrten also fanden
Dass ein Riss darauss Bestanden Dessen Höhe zehlte wohl Sechzehn Werckschuh u vier Zohl. War ein Mann von unsern Zeiten Ihm gestellet an die Seiten
Würd ihr gleich=mass Treffen ein
Wie die zwo Figuren sein Das Lucern die Bein behaltet
Zweiffels ohn die Ursach waltet Dass in kleiner brüst so gut
Als in grosser sey der Muth.»

Der vermeintliche Riese von Reiden und die Geschichte der Entdeckung seiner Knochen auf der Bildtafel der Kappelbrücke. Stadtarchiv Luzern, Sign. F2a/BRUECKEN/24.12.03:Kdm LU 1

Ein Mythos entsteht

Die besagten Knochen kamen 1577 nahe der Johanniterkommende Reiden zutage, nachdem man eine Eiche wegen Sturmschäden gefällt hatte. Der Basler Stadtarzt, Gelehrte und Freund Cysats Felix Platter (1536–1614) identifizierte sie als die eines Riesen und rekonstruierte dessen Grösse auf 16 Werkschuh und 4 Zoll (5,6 m). Wilde Mannen waren in Luzern meist als Schildträger seit dem Spätmittelalter beliebte Motive. An der Museggmauer und in der Altstadt haben sich mehrere Darstellungen erhalten, auf welchen diese Wildleute die Luzerner Wappen flankieren. Der Wilde Mann steht dabei für Unabhängigkeit und Freiheit abseits der Zivilisation; das Ursprüngliche, Reine. So ist es nicht verwunderlich, dass der rekonstruierte Riese als älteste Figur in der Luzerner Geschichte den Luzerner den Stadtschreiber Cysat faszinierte. 1589 wurde die Darstellung eines Wilden Mannes am Rathausturm durch Heinrich Wägmann (1557–1628) – ebenfalls ein Freund Cysats – neu gemalt, wobei man offenbar auf den «Neufund» des Riesen von Reiden Bezug nahm. Auch bei der nächsten Neufassung des Rathausturmes 1704 fand der Riese einen prominenten Platz. 1706 bestätigte der Zürcher Arzt und Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer (1672–1733), dass die Knochen von Reiden in der Tat von einem Riesen stammen. Dass dem Riesen von Reiden auch im 18. Jahrhundert noch grosse Bedeutung zukam, zeigt sich, dass die eingangs besprochene Bildtafel an der Kappelbrücke wohl erst 1743 entstanden sein dürfte.

Bildnis von Renward Cysat in der Portraitgalerie merkwürdiger Luzerner und Luzernerinnen, ZHB Luzern (Eigentum Korporation).

Vom Riesen zum Mammut

Im 16. und 17. Jahrhundert war unbekannt, dass während der letzten Eiszeit Verwandte des Elefanten in Mitteleuropa heimisch waren. Deswegen ist es nachvollziehbar, dass man beim Versuch die Knochen aus Reiden irgendwie einzuordnen, auf Bekanntes – wenn auch sagenhaft-mythologisches  – zurückgriff. Mit dem Fortschritt der Wissenschaft und vor allem mit der Erkenntnis, dass sich im Boden Reste der eiszeitlichen Megafauna erhalten haben, wurden auch die Knochen des vermeidlichen Riedner Riesen neu betrachtet. Johann  Friedrich Blumenbach (1752–1840), Anatom und Anthropologe aus Göttingen begutachtete 1799 die Knochenreste und hielt fest, dass diese nicht von einem Riesenmenschen, sondern von einer ausgestorbenen Elefantenart, einem Wollhaarmammut stammen müssen. Auch wenn die Knochen von Reisen also nicht die Reste eines prähistorischen Giganten sind, handelt es sich dabei immerhin um den ältesten dokumentierten Fund von Mammutknochen auf dem Gebiet der heutigen Schweiz.

Verschollen und wiedergefunden

Mit der Neuinterpretation der Reider Knochen verschwand auch ein Grossteil davon von der Bildfläche. Offenbar nahm der Mediziner Blumenbach die Stücke mit zurück nach Göttingen, lediglich ein Fragment des linken Schulterblattes verblieb in Luzern. Adelheid Aregger, Journalistin aus Reiden und ihr Mann Ruedi gingen der Spur der verschollenen Knochen nach. Tatsächlich konnten einzelne Knochen mit unbekannter Herkunft in der Sammlung des Geowissenschaftlichen Zentrums in Göttingen unter anderem über die Isotopenanalyse zweifelsfrei nach Reiden verortet werden. Neben dem Museum Luzern und anderen Institutionen hat auch der Archäologische Verein Luzern diese Untersuchungen finanziell unterstützt. Von den Göttinger Stücken (dem rechten Schulterblatt sowie einem Stuck des linkes Oberarmknochens) wurden Kopien angefertigt und nach Luzern gebracht. Alle drei Fundstücke sind seither in der geologischen Dauerausstellung des Museums Luzern zu sehen. 2014 wurden Neuberechnungen angestellt, wie gross der Riese von Reiden gewesen sein müsste, wenn dieser anatomisch den Knochenbau eines Menschen besessen hätte. Platters Rekonstruktion war demnach etwas zu zurückhaltend gewesen: Der Riesenmensch wäre über 10 m gross gewesen!

Die Mammutknochen aus Reiden in der geologischen Dauerausstellung des Museums Luzern. In der Mitte das Originalfragment des Schulterblattes, rechts und links die Kopien aus Göttingen. Foto: AVL.

Obwohl die Kantonsarchäologie Luzern erst 1954, also ganze 377 Jahre nach dem Fund der Mammutknochen von Reiden institutionalisiert wurde, kann man in der Interpretation von Felix Platter und der «Öffentlichkeitsarbeit» Renward Cysat durchaus eine der ersten archäologischen Bemühungen sehen. Klar: die Methoden und der Wissenstand haben sich in den letzten gut 450 Jahren monumental gewandelt. Die Geschichte um den Riesen von Reiden kann man als amüsante Anekdote verstehen. Sie zeigt jedoch auch auf, dass die Erforschung unserer Vergangenen seit jeher wesentlicher Bestandteil unserer Interessen und unseres Verständnisses der Gegenwart ist.

  • Das Museum Luzern hat Dienstags bis Sonntags von 10 – 17 Uhr geöffnet. https://museumluzern.ch
  • Wenn man mehr darüber erfahren will, wie die Gletscher der Eiszeit unsere Landschaft geformt haben und wie Mammuts (und Neandertaler und Neandertalerinnen) in dieser Welt zurechtkamen, dann lohnt sich ein Besuch im Kieswerkt Lötscher Kies + Beton AG in Ballwil. https://www.erlebnis-eiszeit.ch.

Literatur:

Adelheid Aregger: Riesenknochen ist zurück – wer oder was war der älteste Reider? In: Wiggentaler Heimatkunde, 64 (2007), S. 135–153.

Adolf Reinle: Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. I: Die Stadt Luzern: 1. Teil. Basel: 1953.

Adolf Reinle: Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Bd. II: Die Stadt Luzern: 2. Teil. Basel: 1953.

Fritz Glauser: „Cysat, Renward“, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 15.03.2005. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011751/2005-03-15/, konsultiert am 04.10.2024.

Heinz Horat: Die Bilder der Kappelbrücke in Luzern, 2 Bde. Baden: 2015. 

Huldrych M.F. Koelbing: „Platter, Felix“, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.09.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012203/2010-09-28/, konsultiert am 04.10.2024.

PALAFITFOOD – Ernährung bei den Pfahlbauern

Öffentlicher Vortrag, Mittwoch 13. November 2024, 20 Uhr, Hörsaal 3, Frohburgstrasse 3, Universität Luzern

Herbstvortrag von PD Dr. Renate Ebersbach – Archäologin und Leiterin des Fachgebietes Feuchtbodenarchäologie, Landesamt für Denkmalpflege, Baden-Württemberg.

Heute werden mit Schlagworten wie „Paläo-Diät“, „low carb“, „nose-to-tail“ oder „superfood“ Lebensmittel beworben, die schön, schlank, intelligent und gesund machen und gleichzeitig noch gut für die Umwelt sein sollen. Im Vortrag blicken wir 5´000 Jahre zurück in die Kochtöpfe der Pfahlbauer: War das Essen gesund, ausreichend, vielleicht sogar lecker und abwechslungsreich, oder gab es jeden Tag nur den gleichen langweiligen Eintopf und im Winter herrschte Vitaminmangel? Aufgrund der Feuchterhaltung bieten die Pfahlbauten eine ausgezeichnete Grundlage, um prähistorische Ernährung, Gerichte und deren Zubereitung zu studieren. In abgebrannten Häusern haben sich Feuerstellen mit Kochtopf und dessen angebranntem Inhalt erhalten, dazu Utensilien aus Holz und Keramik wie Schöpflöffel und Backteller. Eine Gruppe von fünf engagierten Archäolog*innen hat sich daran gemacht, aus all diesen Informationen nicht nur Kurioses und Wissenswertes über Ernährung, Umwelt und Gesundheit der Pfahlbauern zusammenzustellen, sondern auch Rezepte zu entwickeln und zu kochen, die es damals gegeben haben könnte (https://palafitfood.com/).

Kommen Sie mit auf eine Reise durch die faszinierende Welt der Pfahlbauküche!